Gottlieb Stark wurde am 10.12.1875 in Bonfeld (Kreis Heilbronn) geboren. Er erlernte das Schneiderhandwerk und ging, wie es zu seiner Zeit üblich war, auf die Walz um sich im handwerklichen Beruf fortzubilden. So kam er als Wandergeselle nach Amberg und fand Arbeit in der Schneiderwerkstätte Sigmund Weinschenk. Das war im Jahr 1906 oder 1907. Er war zu dieser Zeit schon Gewerkschaftler und Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Die Parteibeiträge zahlte er nach Nürnberg, gründete aber bald den ortsverein Amberg. Gründungsmitglieder waren u.a. Hans Klein, Hans Seuß, Michael Kederer. Er erzählte seiner Familie oft, dass er die aktive Tätigkeit in der Sozialdemokratischen Partei nur deshalb ausführen konnte, weil sein Arbeitgeber Jude war. Von einem anderen Arbeitgeber wäre er sicher entlassen worden. Denn damals war ein Sozialdemokrat ein Außenseiter, der als unchristlich und fragwürdig angesehen wurde. Um wahlberechtigt zu sein, kaufte er sich bald das Bürgerrecht.
Im Jahr 1909 gründete er mit 40 Genossen, meist Arbeiter aus der Gewehrfabrik, den „Allgemeinen Konsumverein“. Er war in der Konsumgenossenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstand bis zur Liquidierung der Genossenschaft im 3. Reich tätig.
Bei der Revolution 1919 wurde Gottlieb Stark von seinen Genossen in den Arbeiter- und Soldatenrat ins Rathaus berufen.
Er gehörte dann dem ersten Stadtrat als Fraktionsvorsitzender an. Dieses Amt hatte er bis 1932 inne.
Durch seine Aktivität im Stadtrat konnte er erreichen, dass die Stadt ein Wiesengrundstück an der Vils, Nähe Schießstätteweg, zur Anlage einer Schrebergartenkolonie zur Verfügung stellte. Es waren anfangs 16 Parzellen je 300 Quadratmeter. Diese ersten Schrebergärtner im Amberg wurden anfangs belächelt. Es war Gottlieb Stark schon immer ein besonderes Anliegen gewesen, dass sich Frauen für die Politik interessieren und es war nicht zuletzt seinem Einsatz zu verdanken, dass im Jahr 1919 Frau Josefine Rupprecht als erste Frau in den Stadtrat einzog. Im Jahr 1932 wurde Gottlieb Stark, vorwiegend von jüngeren Parteigenossen nicht mehr für den Stadtrat aufgestellt.
Die Tatsache, dass er bei der Machtübernahme der Nazis nicht mehr aktiv war, also kein Mitglied des Stadtrates mehr war, blieb Gottlieb Stark das Konzentrationslager erspart.
Gottlieb Stark starb am 6.10.1937
(Anmerkung: dieser Lebenslauf wurde von Angehörigen des Genossen Stark niedergeschrieben.)