Hindenburgplatz umbenennen

07. August 2020

Die SPD Amberg macht den Vorschlag den Hindenburgplatz in Josefine-Rupprecht-Platz umzubenennen. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn statt Hindenburg, der Zeit seines Lebens nie ein Demokrat war, nun die langjährige Stadträtin und aufrechte Demokratin Josefine Rupprecht die Namensgeberin dieses Platzes wäre.

josefine

In seiner Sitzung am 29.03.1933 beschloss der Amberger Stadtrat Paul von Hindenburg, Franz Seldte (Reichsarbeitsminister und Gründer „Stahlhelm“) und Adolf Hitler die Ehrenbürgerrechte der Stadt Amberg zu verleihen. Der kommissarische 1. Bürgermeister führte zur Begründung aus „… dass Männer, die sich verdient um die Allgemeinheit und das deutsche Volk gemacht haben, durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes und vielfach auch durch Benennung von Straßen und Plätzen nach ihrem Namen geehrt würden, und hob die großen Verdienste der zur Ehrenden um Volk und Vaterland gebührend hervor.“

platz

Nach Paul von Hindenburg, dem Reichspräsidenten, wurde der schönste Platz der Stadt, der Wingershofertorplatz, in Hindenburgplatz umbenannt, während die verkehrsreichste Straße, die Untere Nabburgerstraße, nun Adolf-Hitler-Straße hieß. Einen Monat, am 26.04.19333, später wurde auch den Nazi-Größen Franz Ritter von Epp (Reichstatthalter der NSDAP in Bayern), Adolf Wagner (Innenminister) und Hans Schemm (Kultusminister) die Ehrenbürgerwürde verliehen auch sie wurden mit der Namensgebung für Straßen geehrt. Die Straße „Auf der Wart“ wurde zur Ritter-von-Epp-Straße, die Rathausstraße zur Adolf-Wagner-Straße und die Herrenstraße zur Hans-Schemm-Straße. Auch nach Horst Wessel wurde die Schlachthausstraße eine Straße umbenannt.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurden im Rahmen der Entnazifizierung die von den Nationalsozialisten benannten Straßen wieder umbenannt. Einzig der Hindenburgplatz überstand die Entnazifizierung.

In der Sitzung des Amberger Stadtrats am 24.09.1946 wurde folgender Antrag gestellt: „Stadtrat stellt fest, dass sich die von den Naziratsherren ernannten Ehrenbürger der Stadt Amberg keinerlei Verdienste um die Stadt Amberg und ihre Bevölkerung erworben haben. Sie wurden lediglich auf Grund ihrer Parteizugehörigkeit bei der NSDAP zu Ehrenbürgern ernannt. Sie haben nicht aufgebaut, sondern sind am Niederbruch des deutschen Volkes mitschuldig. Sie sind verantwortlich für die Not und das Elend das über Deutschland gekommen sind. Es widerspricht dem gesunden Empfinden der Gesamtbevölkerung, wenn Männer, die sich keine wesentlichen Verdienste um die Stadt Amberg erworben haben, zu Ehrenbürgern ernannt wurden.“ Der Stadtrat fasste den einstimmigen Beschluss den aufgeführten Personen das Ehrenbürgerrecht abzuerkennen. Der Name „Paul von Hindenburg“ fehlt in dieser Auflistung. Im Ehrenbürgerbuch der Stadt Amberg ist er jedoch nicht mehr aufgeführt. Ein Schild „Hindenburgplatz“ ist nicht vorhanden.

Die Wertschätzung für eine Person durch eine Stadt spiegelt sich auch bei der Namensgebung ihrer Straßen, Plätze und Wege wider. Die Benennung hat zum Ziel, diese Wertschätzung dauerhaft zu gestalten und im Gedächtnis auch zukünftiger Generationen zu verankern und somit die Lebensleistung oder besondere Verdienste einer Persönlichkeit als bleibend vorbildhaft darzustellen. Die Amberger SPD ist der Meinung, dass Paul von Hindenburg keine Vorbildfunktion für eine lebendige Demokratie besitzt. In einigen Abschnitten seines Lebens hat er sogar seine Verachtung für das demokratische System gezeigt. Hindenburg hat im August 1918 die militärische Niederlage der deutschen Truppen an der Westfront anerkannt und den Kaiser und die zivile Reichsleitung zum Waffenstillstand gedrängt. Bei der Untersuchung der Umstände der Niederlage behauptete er jedoch, dass das deutsche Heer im Felde unbesiegt geblieben sei und nur die Revolution in der Heimat das kämpfende Heer um den greifbar nahen Sieg gebracht habe. So machte er sich die „Dolchstoßlegende“ der rechten Feinde der jungen Republik zu eigen, die den demokratischen Kräften die Schuld an der militärischen Niederlage gaben.

Als Reichspräsident nutzte er seine weitreichenden Kompetenzen um das demokratische System zu schwächen. Durch die vielen willkürlichen Auflösungen des Reichstages in der Endphase der Weimarer Republik oder die Zerschlagung der preußischen Regierung im Jahr 1932 war er der Wegbereiter für das nationalsozialistischen System.

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30.01.1933 brachte Hindenburg eine Partei an die Macht, die immer ihre Abneigung gegenüber dem demokratischen System nie verschwiegen hat und den Terror auf die Straßen und Plätze der Republik gebracht hat.

Das Todesurteil für die in der Weimarer Verfassung verbrieften Grundrechte trägt seine Unterschrift. Mit der Unterzeichnung der Notverordnung nach dem Reichstagsbrand wurde das demokratische System abgeschafft und das Reich der Willkür der Nationalsozialisten ausgeliefert.

Lange Zeit wurde behauptet, dass Hindenburg Hitler verachtete. Diese These muss spätestens nach dem Testaments Hindenburgs vom 11. Mai 1934 verworfen werden. Die folgenden Zeilen muss man nicht kommentieren. Sie sprechen für sich! „Mein Kanzler Adolf Hitler und seine Bewegung haben zu dem großen Ziele, das deutsche Volk über alle Standes- und Klassenunterschiede zur inneren Einheit zusammenzuführen, einen entscheidenden Schritt von historischer Tragweite getan. Ich weiß, dass vieles noch zu tun bleibt, und ich wünsche von Herzen, dass hinter dem Akt der nationalen Erhebung und des völkischen Zusammenschlusses der Akt der Versöhnung steht, der das ganze deutsche Volk umfasst. Ich scheide von meinem deutschen Volk in der festen Hoffnung, dass das, was ich im Jahre 1919 ersehnte, und was in langsamer Reife zu dem 30. Januar 1933 führte, zu voller Erfüllung und Vollendung der geschichtlichen Sendung unseres Volkes reifen wird. In diesem festen Glauben an die Zukunft des Vaterlandes kann ich beruhigt meine Augen schließen.“ So schreibt kein Demokrat. So schreibt ein Mensch, der die Demokratie verachtet und die Augen vor dem Terror der Nationalsozialisten verschlossen hat und durch sein aktives Handeln Teil des nationalsozialistischen Systems war.

Die SPD Amberg macht deshalb den Vorschlag den Hindenburgplatz in Josefine-Rupprecht-Platz umzubenennen. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn statt Hindenburg, der Zeit seines Lebens nie ein Demokrat war, nun die langjährige Stadträtin und aufrechte Demokratin Josefine Rupprecht die Namensgeberin dieses Platzes wäre Die Sozialdemokratin Josefine Rupprecht (geb. am 23.03.1898 in München) wurde erstmals 1929 in den Amberger Stadtrat gewählt. Ihre erste Amtszeit endete am 22.04.1933. Von 1929 bis 1933 leitete sie auch die Frauengruppe der Amberger SPD. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus war sie eine der ersten Frauen, die sich für einen demokratischen Wiederaufbau Ambergs engagiert hat. Bei der ersten Nachkriegswahl zog sie wieder in den Stadtrat ein. Mit einer kurzen Unterbrechung gehörte dem Amberger Stadtrat bis zu ihrem Amtsverzicht aus gesundheitlichen Gründen am 31.12.1971 an.

1973 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Sie starb am 04.02.1976.

josefine1

Teilen