Der SPD-Stadtverband Amberg erinnert anlässlich ihres 100. Geburtstag an die Widerstandskämpferin Sophie Scholl. Sie wurde wegen Ihrer Aktivitäten gegen das Naziregime gemeinsam mit ihrem Bruder Hans Scholl und weiteren Mitgliedern der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ zum Tode verurteilt. Sie wurde nur 21 Jahre alt.
Die SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Simone Böhm-Donhauser und Dieter Weiß, Schatzmeisterin Helen Jelinik und die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 60plus Sonja Höcherl haben am Vorabend von Sophie Scholls 100. Geburtstag zehn weiße Rosen am Straßenschild der Sophie-Scholl-Straße in Amberg angebracht. Dieter Weiß: „In Amberg gibt es sonst keinen Ort, der an diese Opfer der Nationalsozilisten erinnert. So wird ein Straßenschild zum Denkmal.“
„Sie haben geschrien, während andere schwiegen. Sie haben Stellung bezogen, als andere wegschauten. Sie wollten aufrütteln.“ So SPD-Stadtverbandsvorsitzender Dieter Weiß über Sophie Scholl und die Widerstandsgruppe Weiße Rose. „Es ist uns sehr wichtig, an diese Widerstandkämpfer zu erinnern. Sie haben sich tatkräftig für ihre Werte eingesetzt: Demokratie, Freiheit, Menschlichkeit und Solidarität. Sie haben in ihren Flugblättern zum Umsturz und damit zur Befreiung vom Nazi-Regime aufgerufen. Und das in einer Zeit, in der darauf das Todesurteil stand. Ihr Mut und ihre Tatkraft verdienen unseren Respekt und unsere Anerkennung. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie vergessen werden oder von Feinden der Demokratie für ihre egoistischen Zwecke missbraucht werden.“
„Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt! Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist!“ Das war ihr eindringlicher Appell an die vielen Millionen Mitläufer der Nationalsozialisten.
Stadtverbandvorsitzende Simone Böhm-Donhauser weist darauf hin, dass es neben den Widerstandskämpfern der „Weißen Rose“ auch weitere Männer und Frauen gab, die sich im Kampf gegen die Nationalisten engagierten. Viele kamen aus den Reihen der SPD und den Gewerkschaften. Stadtverbandsvorsitzender Dieter Weiß stellt fest: „Hier sind besonders die Amberger Genossen Fritz Seuß, Fritz Renner, Josef Regner, Christian Endemann, Peter Forster und Franz Xaver Kemeter zu erwähnen. Sie haben gegen das menschenverachtende Regime gekämpft. Dafür wurden sie verachtet, verfolgt, eingesperrt. Peter Forster und Franz-Xaver Kemeter haben diese grausame Zeit nicht überlebt. Sie wurden in Konzentrationslagern ermordet.“
Hier nun kurz der Lebensweg von Sophie Scholl.
Sophia Magdalena „Sophie“ Scholl wurde am 9. Mai 1921 im württembergischen Forchtenberg geboren. Ihr Vater Robert Scholl ist dort Bürgermeister und erzieht seine fünf Kinder gemeinsam mit seiner Frau Magdalena im Geiste einer christlich-humanistischen und demokratischen Gesinnung. Später glaubt auch Sophie wie ihr Bruder Hans an die von den Nationalsozilisten gepredigten Ideale einer völkischen Gemeinschaft und tritt 1934 dem Bund Deutscher Mädels bei.
Schon nach ein paar Jahren erkennt sie, dass dies im Widerspruch zu ihren Wertvorstellungen steht. Im Herbst 1937 wird sie von der Geheimen Staatspolizei wegen ihrer Teilnahme an Veranstaltungen der verbotenen bündischen Jugend verhört. Nach dem Abitur im März 1940 absolvierte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Im Frühjahr 1941 wurde sie zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Im Mai 1942 begann Sophie ihr Studium der Biologie und Philosophie in München. Ihr Bruder Hans studierte dort Medizin und war bereits mit anderen Studenten in Kontakt, die seine ablehnende Haltung gegen das Hitlerregime teilten. Aus dieser Gruppe heraus entwickelte sich die Idee gegen die Nationalsozialisten zu kämpfen. Anfangs versuchte Hans seine Schwester nicht daran zu beteiligten. Doch Sophie ließ sich nicht davon abhalten und arbeitete aktiv an der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern mit. Diese Flugblätter wurden per Post verschickt und an öffentlichen Plätzen ausgelegt. Am 18. Februar 1943 wurden Sophie und Hans bei der Verteilung von Flugblättern in der Ludwig-Maximilians- Universität von einem Hausmeister festgenommen. In den darauffolgenden Gestapo-Verhören übernahmen sie die volle Verantwortung um ihre Freundinnen und Freunde vor der Verfolgung zu schützen. Jedoch wurden in der Folgezeit weitere Mitglieder der „Weißen Rose“ verhaftet. Schon am 22. Februar 1943 wurde dem Geschwisterpaar Scholl und ihren Mitstreiter Christoph Probst der Prozess vor dem Volksgerichtshof gemacht. Der berüchtigte Nazi-Richter Freisler verurteilte die Mitglieder der „Weißen Rose“ wegen Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung zum Tode.
Hier das Urteil: „Die Angeklagten haben im Kriege in Flugblättern zur Sabotage der Rüstung und zum Sturz der nationalsozialistischen Lebensform unseres Volkes aufgerufen, defaitistische Gedanken propagiert und den Führer aufs gemeinste beschimpft und dadurch den Feind des Reiches begünstigt und unsere Wehrkraft zersetzt. Sie werden deshalb mit dem T o d e bestraft. Ihre Bürgerrechte haben sie für immer verwirkt.“
Noch am selben Tag wurden sie in der Haftanstalt Stadelheim hingerichtet.