Erinnern, nicht vergessen! Franz Xaver Kemeter

19. August 2018

"Wir erinnern heute an einen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte." Dies war die Kernaussage der Veranstaltung des SPD Stadtverbandes gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt Amberg.

Heute (19.08) jährt sich der Geburtstag des ehemaligen Vorsitzenden der Amberger SPD Franz Xaver Kemeter zum 131igsten Mal. Der Stadtverbandsvorstand hatte beschlossen, am Haus Seminargasse 10 eine Gedenktafel anzubringen. Außerdem sollen die die Räume, welche die SPD und AWO in diesem Haus nutzen, künfig den Namen Franz Xaver Kemeter tragen.

AWO-Vorsitzender Simon Seibert gegrüßte die Teilnehmer dieser Veranstaltung. Der Vorsitzender des SPD Stadtverbandes Amberg Martin Seibert umriss kurz das Leben von Franz Xaver Kemeter.

"Heute denken wir an eine Zeit zurück, in der Deutschland in Schutt und Asche gelegt wurde. Wir gedenken aber auch an Menschen, die sich dem Nazi-Regime widersetzt haben. Sie sind für ihre Meinung und Einstellung ermordet wurden."

Stellvertretender Stadtverbandsvorsitzender Dieter Weiß stellte die Biografie von Franz Xaver Kemeter vor.

Franz Xaver Kemeter wurde am 19. August 1887 in Sinzing bei Regensburg als vierter Sohn eines Schreiners geboren. Auch er erlernte diesen Beruf. Er als Schreiner tätig bis er Gewerkschaftssekretär des Deutschen Holzarbeiterverbandes wurde.

Von 1922 bis 1933 war er Vorsitzender der Amberger SPD. Elf bewegte Jahre der Deutschen Sozialdemokratie. „Wer für Hitler ist, ist auch für den Krieg.“ So hat er seine Überzeugung in einer Radioansprache bekräftigt. Leider sollte er Recht behalten. Am 2. Mai 1933 erfolgte der Schlag der Nationalsozialisten gegen die Gewerkschaften. Natürlich war auch der Deutsche Holzarbeiter Verband davon betroffen. Kollege Kemeter war zu dieser Zeit als Bezirksleiter tätig. Er wurde seines Amtes enthoben.

Ab dem 26.04.1933 war er Mitglied des Amberger Stadtrates gemeinsam mit den weiteren drei sozialdemokratischen Ratsmitgliedern Josef Regner, Andreas Heuberger und Hans Ries. Zwei Beschlüsse des Stadtrates auf Ausschluss der SPD aus dem Stadtrat wurden von der Regierung wieder aufgehoben.

Das endgültige Aus für die Amberger SPD-Stadträte kam am 17.06.1933. In einer Ministerialbekanntmachung wurde ihnen die Teilnahme an den Stadtratssitzungen verboten. Am 22.06.1933 erklärte der Reichsinnenminister die SPD zur staats- und volksfeindlichen Partei. Die SPD wurde verboten. Auch seine ehrenamtliche Tätigkeit für die Arbeiterwohlfahrt endete offiziell im August 1933.

Am 30. Juni 1933 wurden die Mitglieder der SPD-Fraktion, sowie weitere 33 Parteimitglieder verhaftet und in die sogenannte Schutzhaft genommen. Kemeter wurde von den Nazischergen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Sein Sohn Kurt, damals 14 Jahre alt, wurde zur Umerziehung in das landwirtschaftliche Institut Piusheim bei Glonn in Oberbayern gebracht. Seine kleine Tochter Marianne, sie war ein Jahr alt, kam in ein Kinderheim und später zu linientreuen Pflegeeltern.

Nach seiner Entlassung aus Dachau flüchtete er in die Tschechoslowakei, ins Sudetenland. Dort befanden sich bereits viele Genossinnen und Genossen im Exil. Von dort aus wurde der sozialdemokratische Widerstand organisiert und Flugblätter über die Grenze geschmuggelt. Schon ein paar Monate nach dem Einmarsch der Nazis im Sudetenland wurde er 1939 von der GESTAPO-Stelle Prag, Außenstelle Pilsen abermals verhaftet. Am 7. September 1939 kam er ins KZ Buchenwald bei Weimar und wurde dort im Block 38 für politische Gefangene untergebracht.

Seit Juni 1933 gab es keinen Kontakt zwischen Franz Xaver Kemeter und seinem Sohn Kurt. Am 7. April 1941 trafen sie sich nach fast acht Jahren wieder. Ein Wiedersehen, das sie sicher anders gewünscht hatten. Auch Kurt wurde in Buchenwald inhaftiert. Bei sein Einlieferung in Buchenwald wurde ihm mitgeteilt, dass auch sein Vater hier sei. Man drohte ihn, falls er fliehen würde, würde sein Vater bestraft.

Am 2. Februar 1944 wurde Franz Xaver Kemeter mit einem Handwerkerkommando der Deutschen Ausrüstungswerke ins KZ nach Lublin/Majdanek in Polen überstellt. Nach Informationen seines Sohnes Kurt wurde er dort am 20. Juli 1944 von Wachsoldaten ermordet. Am 20. Juli – dem Tag des gescheiterten Putsches gegen das NS-Regime. Aber auch der Zeitpunkt, an dem das KZ Majdanek wegen der näher kommenden Sowjetarmee geräumt wurde. Nähere Umstände seines Todes sind nicht bekannt.

Dieter Weiß erläuterte: "Mit der Tafel und der Namensgebung wollen wir dauerhaft an diesen Kämpfer für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte erinnern. Er steht stellvertretend für alle Frauen und Männer, die den Nationalsozialisten die Stirn geboten haben. Sie und ihre Taten dürfen nicht vergessen werden. Dies ist uns Auftrag und Mahnung zugleich. Freiheit und Demokratie sind nichts Selbstverständliches. Diese Werte müssen gelebt und verteidigt werden."

"Als Gewerkschaftler, Sozialdemokrat und Mitglied der AWO und der Werte, die Kemeter dadurch verkörperte, passte er nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nationalsozialisten. Franz Xaver Kemeter wurde wegen seiner politischen Einstellung und seiner Ablehnung des Hitler-Regimes verfolgt, eingesperrt und schließlich ermordet." so Dieter Weiß

Anschließend wurde die Gedenktafel für Franz Xaver Kemeter enthüllt.

kemetertafel1

Teilen