Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Dieses Lager ist das Synonym für den Rassenwahn und den millionenfachen Mord an den Juden durch die Nationalsozialisten.
Dieser Jahrestag der Befreiung wurde 1996 auf Anregung des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Vereinten Nationen erklärten den 27. Januar im Jahr 2005 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Der SPD-Stadtverband Amberg nimmt diesen Tag zum Anlass an sein ehemaliges Mitglied Ernst Bloch zu erinnern. Dazu trafen sich Mitglieder des SPD Stadtverbandes Amberg und der Amberger JUSOS an den Stolpersteinen des Ehrpaares Bloch in der Schlachthausstraße.
Ernst Bloch (Jahrgang 1890) war aktives SPD-Mitglied und ab 1930 1. Vorstand des Amberger Fußballvereins bis er durch die Nationalsozialisten aus dem Amt ge-drängt wurde. Bloch engagierte sich im Amberger Vereinsleben, im sozialen Wohnungsbau, er war Mitglied des Wohlfahrtsausschusses der Stadt. In den 20er Jahren betrieb er in Haselmühl ein Werk für Baubeschläge. Im 1. Weltkrieg diente er als Offizier. Ab 1933 wohnte er mit seiner Frau Rosa und seinen Söhnen Wilhelm und Bruno in der Schlachthausstraße 12, wo er auch eine Schrotthandlung führte. Im März 1933 wurde er vermutlich aus politischen Gründen in der Fronfeste inhaftiert
Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die Synagogen. Die Reichspogromnacht war Auftakt zum beispiellosen Vernichtungskrieg gegen Jüdinnen und Juden. Auch Amberg blieb davor nicht verschont. Die Amberger Synagoge wurde verwüstet und geplündert. Die Inneneinrichtung verbrannt oder zu Kleinholz ge-schlagen. Eine vollständige Zerstörung unterblieb, weil kein Sprengmaterial vorhanden war. Man konnte sie auch nicht abbrennen, da hierfür die Alarmierung der Feuerwehr zur Abschirmung der Brandstelle nötig gewesen wäre. Auch ein Abbruch war auch nicht möglich, da dies ein Unterfangen des Gemäuers erfordert hätte. So blieb das Gebäude bestehen.
Währenddessen wurden viele Jüdinnen und Juden in die Polizeiwache gebracht. Einige von ihnen wurden am Tag darauf zuerst ins Landgerichtsgefängnis in Re-gensburg und dann ins Konzentrationslager Dachau gebracht.
Zu ihnen gehörte auch Ernst Bloch. In der Stadt gab es damals das Gerücht, dass Ernst Bloch zur Verhaftung seine Offiziersuniform aus dem 1. Weltkrieg angezogen hatte.
Er wurde am 25.11.1938 aus Dachau entlassen. 1939 zog er mit seiner Frau nach Berlin. Von dort wollte er nach Argentinien flüchten. Dazu kam es nicht mehr. Er wurde am Brenner aufgegriffen und wegen Landesverrat zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt Am 24. Juni 1942 verließ ein Deportationszug den Berliner Bahnhof Grunewald in Richtung Minsk. Nach seiner Ankunft wurden viele der Zu-ginsassen in einem Wald bei Maly Trostinez, rund 12km südöstlich von Minsk, von Angehörigen der Waffen-SS und der Schutzpolizei ermordet. Laut „Transportliste“ war Ernst Bloch in diesem Zug. Seine Frau Rosa wurde von 1939 bis 1941 in Regensburg inhaftiert, bevor sie über Theresienstadt nach Ausschwitz kam.
Beide wurde am 01.02.1945 für tot erklärt.
Stadtverbandsvorsitzender Dieter Weiß: „Das beste Mittel gegen das Vergessen ist das Erinnern. Auch 79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz und dem Sieg über den Nationalsozialismus ist der Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft gegenwärtig. Die Zahl der antisemitistischen Gewalttaten hat in den letzten Jahren zugenommen. Hass und Hetze machen sich wieder breit. Deshalb ist es wichtig an dieses finstere und grausame Kapitel der Deutschen Geschichte zu er-innern und die Opfer dieser Zeit nicht zu vergessen. “
Quelle für den Lebenslauf: Dieter Dörner: Juden in Amberg - Niedergang und Neuanfang 1933 – 1945 - 1950